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Rudy
Im April 2000 kam Rudy, ein damals ca. 2 Jahre
alter grosser Schaeferhundmischling aus einem deutschen Tierheim zu
uns.
Wie wir erfuhren, stammt er aus Andalusien, hat
dort bereits etwa ein Jahr in einem Tierheim verbracht und war vor
der Reise nach Deutschland „negativ“
auf Leishmaniose getestet worden. Uns sagte „das“ zu
diesem Zeitpunkt noch rein gar nichts. Wir waren auf der Suche nach
einem grossen, ausgewachsenen und vor allem lieben Hund, und genau
das war und ist Rudy heute noch. Von dieser Krankheit hatten wir
noch nie zuvor gehoert. Dass Rudys Ohrrand blutig war (es handelte
sich um eine offene fingernagelgrosse Stelle an der Ohrspitze),
haben wir auf eine kleine Verletzung geschoben, die bei guter Pflege
sicher bald heilen wuerde. So fingen wir an, sein Ohr zu behandeln,
mit Wundsalbe, mit Wundpuder, mit diversen Tinkturen, die wir von
den einzelnen Tieraerzten bekamen, nichts half. Tagelang haben wir
das Ohr mit Hilfe eines Verbandes „ruhiggestellt“ und
abwechselnd Kamillebaeder gemacht. Rudy war schon total
ungluecklich, wenn wir nur in die Naehe seines Ohres kamen. Auch der
gutgemeinte Rat, Rudy „innerlich mit homoeopathischen Mitteln“
zu behandeln, wurde von uns befolgt. Gab es mal fuer 1 bis 2 Tage
Hoffnung, dass es so aussah, als wenn die Wunde heilen wollte, so
wurden wir spaetestens am 3. Tag eines Besseren belehrt. Rudy schuettelte sich, tobte draussen
mit anderen Hunden herum oder ging mal schwimmen in einem See, schon
platzte die Wunde wieder auf.
Auf der Suche nach Hilfe haben wir nach und nach 6
verschiedene Aerzte aufgesucht, immer haben wir natuerlich u.a.
erwaehnt, dass Rudy aus Spanien stammt.
Es half alles nichts, der vorletzte Tierarzt gab
uns den Rat, einen Teil des Ohres entfernen zu lassen, da seiner
Meinung nach das alte Narbengewebe nicht mehr heilen konnte. Meinem
Mann bin ich heute noch dankbar dafuer, dass er das verhindert hat.
Ich haette mich aus Hilflosigkeit beinahe der Meinung des Tierarztes
angeschlossen.
Taeglich haben wir zuhause ueber Rudys Zustand
gesprochen, irgendwie wurde uns klar, nach fast 2 Jahren konnte es
sich nicht um eine „einfach schlecht heilende“ Wunde handeln.
Zumal der Ohrrand immer wieder geschwollen und sehr schuppig aussah.
Aus Unerfahrenheit schwirrten uns schon Worte wie
„Diabetes“ und „Krebs“ durch den Kopf.
Als Rudy dann kahle Stellen an den Gelenken bekam,
tippten wir auf Liegeschwielen, bauten ihm ein weiches Bett aus
einer Schaumstoffmatratze, aber auch diese Symptome verschwanden
nicht. Zum x-ten Mal habe ich im Internet nach hilfreichen Adressen
gesucht und bin dann gluecklicherweise durch Rudys Symptome endlich
auf Informationen zur Krankheit „Leishmaniose“ gestossen. Nun
fiel mir auch auf, dass er von Anfang an eine leichte
Bindehautentzuendung hat und seine Krallen immer wieder splittern.
Wir haben uns an mehreren Stellen gleichzeitig erkundigt (die Namen
hatten wir alle aus dem Internet), und sind dann mit „diesem
Wissen“ endlich zu einem Tierarzt gefahren, der sich zumindest ein
wenig mit dieser Krankheit auskennt und der offen fuer Anregungen
und auch fuer andere Meinungen ist. Die Vorschlaege zur Behandlung
haben wir ihm aufgrund der vielen Informationen, die wir uns ganz
allein angeeignet hatten, gemacht.
Es wurde ein Leishmaniose-Titer von 1:128
festgestellt, endlich bekam unser Hund Allopurinol. Wir konnten es
kaum glauben, aber innerhalb einer Woche war die Wunde am Ohr
verheilt. Die kahlen Stellen an den Gelenken wurden schwaecher, nur
das geroetete Auge ist geblieben. Gluecklicherweise hat das Blutbild
nichts Auffaelliges ergeben. 4 Monate spaeter war der
Leishmaniose-Titer bei 1:64.
Rudy hat 1 Jahr lang Allopurinol bekommen (4
Wochen lang 20mg/kg Koerpergewicht auf 2 Mal taeglich verteilt, dann
11 Monate lang 10mg/kg Koerpergewicht), Nebenwirkungen konnten nicht
festgestellt werden. Seit mehr al zwei Jahren lebt er nun ohne
jegliche Medikamente, ist froehlich und munter und macht uns jeden
Tag mehr Freude. Dass er krank ist, vergesse ich nie, jeden Morgen,
wenn ich ihn begruesse, untersuche ich seine Ohren ganz genau, und
bin froh und gluecklich, wenn noch alles in Ordnung ist.
Regelmaessig lassen wir seine Blutwerte kontrollieren.
Die allgemeine Diskussion im „Netz“ zu dem
Thema „Leishmaniose“ hat gezeigt, dass der Leishmaniose-Titer
isoliert betrachtet keine besonders hohe Aussagekraft besitzt.
Daraus resultiert, dass ich mich von dem L.-Titer
nicht mehr allzu sehr verunsichern lasse. Wichtig ist mir, dass es
keine neuen Symptome gibt, die Nieren- und Leberwerte in Ordnung
sind und Rudy einen munteren und froehlichen Eindruck macht!
Fast 1 ½ Jahre hat Rudy im Tierheim verbracht,
nun lebt er schon 5 1/2 Jahre bei uns und wir hoffen sehr, dass noch
viele gemeinsame Jahre vor uns liegen!!!
Petra Juelich und Rudy
E-Mail:
petra.juelich@ruhr-uni-bochum.de
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