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Sam

Bevor ich zu Sams Einzug in unsere Familie komme,
muss ich erst unsere bittere Erfahrung mit Merlin schildern, denn wäre
Merlin noch bei uns, hätten wir Sam nicht aufgenommen. Und sie
zeigt, was im allerschlimmsten Fall auf einen zukommen kann, wenn
man blauäugig ein Tier aus dem Süden übernimmt.
Im November 2005 entschlossen wir uns nach langer Trauer um unseren
ersten geliebten Hund Wuschel, wieder einem Hund ein zuhause zu
geben. Wie Wuschel sollte er aus dem Tierheim kommen. Nachdem wir
rund um Frankfurt nicht fündig wurden, traf uns das Gesicht von
Merlin im Internet mitten ins Herz. Nach einigem Hin und Her - ein
Hund aus Lanzarote, nur ein winziges Bild auf dem Computer, sollen
wir das wirklich machen - holte ich Merlin mit einem Freund am
Flughafen Düsseldorf ab. Eine Vorkontrolle bei uns zu Hause fand
nicht statt. Schon am Flughafen machte Merlin einen sehr schlechten
Eindruck, er hustete und war schlapp, ein kleines Häufchen Elend.
Meine Bedenken wurden hinweggewischt: "Die holen sich eben
schnell mal einen Schnupfen im Flieger, wenn es nicht besser wird, müssen
Sie eben zum Tierarzt mit ihm." Merlin hatte die Reise mit
einer anderen Hündin zusammen in der Box gemacht, beide waren völlig
verdreckt und matt. Einer von ihnen hatte sich offensichtlich übergeben.
Merlin hatte einen EU-Pass mit Gesundheitszeugnis vom Vortag, also
wieso sollte ich der erfahrenen Tierschützerin keinen Glauben
schenken? Ich bezahlte die Schutzgebühr und wir fuhren nach
Frankfurt zurück. Wir kamen um 22 Uhr an, ich war überzeugt, am nächsten
Morgen zum Tierarzt zu gehen, da Merlin wirklich nur Haut und
Knochen war, nichts fraß, Unmengen Wasser trank, hechelte und
ruhelos war.
Am Vormittag telefonierte ich mit der TA Praxis und kündigte mich
an, ein Gespräch mit der Tierschützerin (www.podenco-hilfe-lanzarote.de)
brachte mich nicht weiter. Um 13 Uhr bekam ich einen Termin. Bis
dahin versuchte ich es mit Huhn und Reis, setzte mich zu Merlin auf
den Boden und redete ihm und mir ein, dass alles gut werden würde.
Um 12 Uhr fing er an zu jaulen und zu schreien, spuckte Unmengen
Blut und verstarb jämmerlich. Ich nahm ihn, raste zur
2-Minuten-entfernten Tierklinik, dort versuchte man zu intubieren,
aber es ging nicht mehr. Unser Traum, einem Hund aus dem Süden ein
zu Hause zu geben, hatte sich innerhalb kürzester Zeit zu einem
schrecklichen Alptraum entwickelt. Er starb an einem Lungenödem, es
wird spekuliert, dass er Herzwürmer hatte. Um die genaue Ursache
herauszufinden, hätte ich eine Obduktion veranlassen müssen. Die
Vorstellung, dass an dem armen Würmchen auch noch herumgeschnippelt
werden sollte war mir zuwider, lebendig wurde er dadurch ja doch
nicht mehr. Diese Bilder von dem qualvoll sterbenden kleinen Hund
werden mein Mann und ich unser Leben lang nicht vergessen. Zum Glück
war unsere Tochter im Kindergarten, als es passierte. Allerdings
musste ich ihr natürlich eine Erklärung geben, wieso der süße
kleine schwarze Hund nun schon wieder weg war. Weil ich es nicht
ertragen hätte, zwei (unseren Wuschel und Merlin) tote Hunde in dem
kleinen Köpfchen spuken zu lassen, sagte ich ihr, dass er zurückgeflogen
sei, weil es ihm hier zu kalt gewesen sei...
Merlin war mit großer Wahrscheinlichkeit schon schwer krank, als er
seine Reise antrat. Durch den Höhenunterschied war wohl ein Gefäß
in der Lunge geplatzt. Der Flug war für Merlin nichts anderes als
Tierquälerei. Das war Tierschutz um jeden Preis und auf Kosten von
Menschen wie uns. Solch ein Handeln halte ich für mehr als unseriös!
Ein Kontakt mit der Tierärztin auf Lanzarote wurde von Seiten der
Tierschutzorganisation abgelehnt, "solch ein Einzelfall würde
schon einmal vorkommen, das müsse man in Kauf nehmen." Dazu erübrigt
sich wirklich jeglicher Kommentar...
Monatelang kämpften wir mit uns - aber ganz ohne Hund, das war eben
auch nichts. Wuschel vermissen wir noch immer und das wird auch
sicher so bleiben, aber auch der ganze Tagesablauf ist ohne Hund
eben völlig anders - die Lebensqualität leidet... Also begann die
Suche von neuem. Es war klar, diesmal würde ich mir den Hund vorher
genau anschauen, bevor wir ihn adoptierten.

Sam aus Chios zog im Februar 2006 bei uns ein und
tat von Anfang an, als ob er schon immer da gewesen sei. Ach, es tat
gut, wieder einen Hund zu haben! Er war in Griechenland auf
Ehrlichiose und Leishmaniose negativ getestet worden. Da ich die
Ergebnisse nie zu Gesicht bekam und Papier ja bekanntermaßen auch
geduldig ist, beschloss ich mit meinem TA in einem halben Jahr einen
Bluttest auf Mittelmeerkrankheiten zu machen (manche der
Mittelmeerkrankheiten sind erst nach ca. sechs Monaten
nachzuweisen). Dazu später mehr.

Es fand eine Vorkontrolle bei uns zu Hause statt, der Kontakt zur Tierschutzorganisation
(www.hoffnung-fuer-vier-pfoten.de)
und zu Sams Pflegestelle ist bis heute regelmäßig und sehr
herzlich, man unterstützt uns und hilft, wo es nur geht. Sam holte
ich nach intensivem Gespräch mit seiner Pflegestellen-Mama (Frau
Reinkunz) in Mosbach ab. Er hatte eine Augenentzündung, die wir
aber schnell in Griff bekamen.

Nach ein paar Tagen fiel mir auf, dass er humpelte, mal mehr, mal
weniger, bei Belastung deutlich. Ab und zu machte er Pausen und
legte sich hin. Zwei Besuche beim TA brachten die Diagnose: Arthrose
in beiden Kniegelenken, links sehr schlimm mit Patella-Luxation
(Verrutschte Kniescheibe) und Kreuzbandriss. Zu allem Überfluss sah
man auf den Röntgenbildern Schrotkugeln im Rücken und ein
Projektil im anderen Hinterbein. Was musste der arme Kerl alles
schon durchgemacht haben in seinem kurzen Leben. Sam ist jetzt zwei,
wir haben seinen Geburtstag auf den 1. Juli gelegt.

Nach der Operation (nach zwei Tagen kam der Gips
schon ab) ging es Sam erst einmal schlechter. Metacam wurde als
Schmerzmittel gegeben. Knorpelaufbaumittel sollten die Heilung
verbessern. Er schonte das Bein relativ lange, nach Wochen kamen
zarte Fortschritte, nach Monaten fingen wir mit Muskelaufbau
(joggen) an. Inzwischen (Oktober 2006) läuft er immer noch nicht
ganz klar, aber ist ansonsten topfit, spielt, rennt, tobt und ist
vergnügt. Die Tierschutzorganisation übernahm freundlicherweise
die Hälfte der OP-Kosten. (Insgesamt 600 Euro). Dazu kamen die sehr
teuren Aufbaupräparate. Ich hoffe, dass das andere Knie noch etwas
hält, aber irgendwann wird auch hier eine OP notwendig sein.

Nachdem wir diese Hürde geschafft hatten machten
wir wie geplant Anfang August den Mittelmeercheck. Ehrlichiose
positiv mit deutlich erhöhtem Titer und ein schwacher
Leishmaniose-Titer waren das überraschende Ergbnis. Ausgerechnet
die beiden Krankheiten, auf die er in Griechenland negativ getestet
worden war!? Sam zeigte keinerlei Symptome für eine der beiden
Erkrankungen. Zum Glück kennt sich unser TA mit
Mittelmeerkrankheiten aus (Tierklinik Dr. Kristian Faulstroh,
Frankfurt am Main). Wir behandelten sofort die Ehrlichiose mit
Antibiotika (zwei Spritzen und 14 Tage Doxyciclin Tabletten). Auf
die erste Spritze bekam Sam sofort Durchfall, die Tabletten vertrug
er gut, die zweite Spritze vertrug er dann auch etwas besser. Nach
der Ehrlichiose Behandlung starteten wir die Therapie mit
Allopurinol. Sam bekommt jeden Tag 2 mal eine halbe Tablette und es
geht ihm gut damit. Ein Jahr soll er Allopurinol bekommen. Wir
checken die Werte im Oktober wieder und hoffen sehr, als Ergebnis
einen Negativ-Titer zu erhalten... Ich werde gerne weiter berichten.

Ich bin inzwischen der Meinung, dass Leishmaniose-positive Tiere
nicht eingeführt werden sollten. Wenn doch, sollten die zukünftigen
Besitzer sich darüber im klaren sein, welch große psychische und
finanzielle Belastung auf sie zukommen KANN. Im übrigen sollten
Leishmaniose-positive Hunde auch hier in Deutschland ein Scalibor
Halsband tragen, um andere Hunde und Menschen vor einer Ansteckung
über Sandmücken zu schützen. Soviel zum “Tier und
Menschenschutz” im eigenen Land! Verantwortung endet eben nicht
damit, indem man Hunde im Ausland vor dem Tod rettet und hier die
Menschen mit diesen teilweise schwer kranken Tieren völlig überfordert
– und das in jeder Hinsicht.

Sam ist ein wundervoller Begleiter geworden.
Hundeschule, Urlaube und die gemeinsam durchlittenen Behandlungen
schweißen zusammen. Er ist ein toller Hund, verschmuster Freund
unserer dreijährigen Tochter, Beschützer, Sportpartner - nebenbei
bildhübsch - und wir können uns ein Leben ohne ihn nicht mehr
vorstellen. Er hat immer noch eine Leidenschaft für Fußbälle und
Buddel-Löcher, was wohl von seiner Strand-Hund-Vergangenheit herrührt.

Er ist immer noch sehr selbständig unterwegs,
aber doch anhänglich geworden. Mit anderen Hunden war und ist er
immer freundlich und unverbindlich, sie sind ganz nett, aber er
braucht sie nicht unbedingt ;-) Sein Feind ist immer noch die Straßenbahn.
Er hat seinen Platz gefunden und wir hoffen, dass wir ihn lange
behalten dürfen. Was auch immer kommt, da gehen wir gemeinsam
durch.

Barbara Knebel und Gerald Freitag mit Chiara und
Sam
Frankfurt am Main, Oktober 2006
barbaraknebel@web.de
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